Katastrophenhilfe nach Schneechaos in Oberbayern
Am Montag, den 14. Januar 2019 machte sich ein Hilfeleistungskontingent des Landkreises Nürnberger Land auf den Weg nach Oberbayern, um Katastrophenhilfe im Schneechaos zu leisten.
Der Einsatz wurde im Laufe des Sonntags nach einer Anforderung durch die Regierung von Mittelfranken durch Mitarbeiter des Landratsamtes als Katastrophenschutzbehörde und durch Führungskräfte der Feuerwehren vorbereitet. Um 3 Uhr nachts startete in Lauf dann der Hilfskonvoi mit 29 Fahrzeugen und 135 Personen der Feuerwehren aus den Gemeinden Altdorf, Burgthann, Feucht, Hersbruck, Lauf, Leinburg, Ottensoos, Pommelsbrunn, Röthenbach, Rückersdorf, Schnaittach, Schwarzenbruck und Winkelhaid unter der Leitung von Kreisbrandrat Norbert Thiel und Kreisbrandinspektor Holger Herrmann. Die Feuerwehr Rückersdorf war gemäß den Vorplanungen für das Hilfeleistungskontingent mit ihrem Mehrzweckfahrzeug und zwei Feuerwehrsanitätern dabei.
Insbesondere in den Nordalpen hat sich die Lage nach tagelangen und heftigen Schneefällen dramatisch zugespitzt. Straßen waren durch die Schneemassen und umgestürzte Bäume unpassierbar, einige Ortsteile waren nicht mehr erreichbar und zahlreiche Gebäude sind durch die Schneemassen extrem belastet worden. Einige Dächer sind unter der Last zusammengebrochen. Eine kurzzeitige Erwärmung bei gleichzeitigem Niederschlag hat vielerorts die Schneelast auf den Dächern um das bis zu 10-fache anwachsen lassen. Die örtlichen Hilfskräfte waren nicht annähernd in der Lage, das gesamte Ausmaß an anstehenden zeitkritischen Aufgaben zu bewältigen. Aus diesem Grund wurden in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Traunstein und Berchtesgadener Land der Katastrophenalarm ausgelöst. Laut bayerischen Katastrophenschutzgesetz ist eine Katastrophe „ein Geschehen, bei dem Leben oder Gesundheit einer Vielzahl von Menschen oder die natürlichen Lebensgrundlagen oder bedeutende Sachwerte in ungewöhnlichem Ausmaß gefährdet oder geschädigt werden und die Gefahr nur abgewehrt oder die Störung nur unterbunden und beseitigt werden kann, wenn unter Leitung der Katastrophenschutzbehörde die im Katastrophenschutz mitwirkenden Behörden, Dienststellen, Organisationen und die eingesetzten Kräfte zusammenwirken“. Im Katastrophenfall übernimmt die Katastrophenschutzbehörde, in diesen Fällen die Landratsämter, die Einsatzleitung. Sämtliche Hilfsorganisationen arbeiten daher unter einer gemeinsamen Führung. In diesen Situationen können auch zusätzliche Kräfte anderer Organisationen (z.B. Bundeswehr, Bundespolizei) angefordert werden. Die Kosten von Katastrophenschutzeinsätzen werden aus einem Bundesfonds bestritten.
Die Feuerwehreinheiten aus dem Nürnberger Land sind in dem Berchtesgadener Ortsteil Buchenhöhe eingesetzt worden. Ein wesentlicher Bestandteil des Ortsteiles sind die Einrichtungen der CJD Berchtesgaden – Gesundheit · Bildung · Beruf, in denen zahlreiche Kinder untergebracht sind. Die vordringlichen Aufgaben vor Ort waren die Sicherstellung der Erreichbarkeit und die Entlastung der zahlreichen Hausdächer. Neben den Feuerwehreinheiten aus dem Nürnberger Land waren noch Bundeswehr, THW-Einheiten aus ganz Bayern und Bundespolizei eingesetzt. Alle Organisationen haben extrem gut und kameradschaftlich zusammengearbeitet. Neben klassischen Schneeräumgeräten sind u.a. auch Radlader und Kettenfahrzeuge der Organisationen sowie Drehleitern aus dem Nürnberger Land zum Einsatz gekommen. Besonders gefragt waren auch Schneefräsen.
Die zwei Rückersdorfer Sanitäter waren in erster Linie für die sanitätsdienstliche Versorgung der eingesetzten Kameraden/innen zuständig. Glücklicherweise waren keine größeren Verletzungen zu versorgen. Zwei Feuerwehrkameraden mussten aber zur ärztlichen Behandlung in das örtliche Krankenhaus gefahren werden.
Nachdem sich abgezeichnet hat, dass die Arbeiten vermutlich noch bis Sonntag andauern würden, wurde ein zweiter Abmarsch organisiert. Der Großteil des Personals hat am Mittwoch wieder die Rückreise nach Hause angetreten. Gleichzeitig hat sich der zweite Abmarsch auf seinen Einsatz und die Abfahrt am Donnerstag um 6:00 Uhr vorbereitet. Der Wechsel war nötig geworden, da die Arbeit sehr kräfteraubend war und auch durchnässte Kleidung ein zunehmendes Problem war.
Unsere beiden Sanitäter haben sich bereit erklärt, vor Ort zu bleiben. Ergänzend hierzu sind aus Rückersdorf noch ein Verbands- und ein Zugführer angefordert worden, ergänzt um einen Fachberater Absturzsicherung und zwei Kameraden, die in Absturzsicherung ausgebildet sind. Die beiden Sanitäter sollten also um weitere fünf Personen aus Rückersdorf ergänzt werden. Der zweite Abmarsch hat sich, nach der Verabschiedung durch Landrat Armin Kroder, gegen 6:30 Uhr in Bewegung gesetzt.
Gegen 13:30 Uhr wurden die fünf Kameraden von ihren Rückersdorfer Kollegen in Empfang genommen. Nach einem schnellen Mittagessen wurde das Material verstaut und die Arbeit aufgenommen. Bei bestem Wetter konnte bereits am Ankunftstag einiges geschafft werden. Am Freitag hat das Führungspersonal der Rückersdorfer Wehr mit der Kirche einen eigenen Einsatzabschnitt zugewiesen bekommen. Es galt den Anbau an die Kirche von den Schneemassen zu entlasten, da ein Nachrutschen der Schneelast des Kirchendaches auf den Anbau höchstwahrscheinlich zu dessen Zerstörung geführt hätte. Dem „Rückersdorfer Zug“ waren eine Feuerwehr- und eine THW-Gruppe zugeordnet. Unter ständiger Absprache und Lagebeurteilung ist das Dach systematisch entlastet worden. Die Schneemassen konnten sowohl außerhalb des Kirchengeländes als auch im Innenhof gelagert werden. Der abgelagerte Schnee im Innenhof war trotz der starken Komprimierung z.T. noch ca. 3 Meter hoch. Neben dem Dach des Anbaus galt es auch einen Teilbereich des Kirchendaches zu räumen, unter dem sich der Zugangsbereich befunden hat. Dies erledigte man überwiegend vom Rettungskorb der angeforderten Röthenbacher Drehleiter aus. Gegen 15:00 Uhr konnte diese Einsatzstelle fertig gemeldet werden.
An Feierabend war aber noch nicht zu denken. Insgesamt sind die Arbeiten im gesamten Ortsteil durch das gute Wetter und den massiven Personaleinsatz sehr gut vorangekommen, so dass man versuchen wollte, alle wichtigen Arbeiten noch am gleichen Tag abzuschließen. Die Rückersdorfer Mannschaft ergänzte daher einen anderen Einsatzzug, der mit einer größeren Dachfläche beschäftigt war. Hierbei ist den Kameraden ihre Absturzsicherungsausbildung zu Gute gekommen, da diese Arbeiten ohne entsprechende Sicherungen nicht durchführbar waren. Mit vereinten Kräften ist es schließlich gelungen, die Arbeiten bereits am Freitag fertigzustellen. Mit Freude haben alle Einsatzkräfte die Nachricht aufgenommen, dass alle Einsatzkräfte bereits am Samstag die Rückreise antreten sollten.
Nach einem gemütlichen Abschlussabend stand am Samstag Aufräumen auf dem Programm. Im Anschluss haben sich die Einheiten aus dem Nürnberger Land in Kleingruppen auf den Heimweg gemacht. Zurück am Standort wurden die eingesetzten Fahrzeuge sofort gereinigt und wieder einsatzklar gemacht.
Zusammenfassend gilt es festzuhalten, dass der Einsatz unterm Strich sehr gut funktioniert hat und sowohl die Zusammenarbeit der einzelnen Wehren als auch die Zusammenarbeit mit den anderen Organisationen bestens funktioniert hat. Die Zusammenarbeit war menschlich sehr angenehm und wird den eingesetzten Kräften noch lange in Erinnerung bleiben. Auch die Bewohner von Buchenhöhe und die Mitarbeiter der CJD Berchtesgaden – Gesundheit · Bildung · Beruf waren vorbildlich. Allein die Versorgung aller Einsatzkräfte mit drei Mahlzeiten war ein Kraftakt, den die Belegschaft mit Bravour geleistet hat. Ein herzliches Dankeschön daher an dieser Stelle nach Berchtesgaden. Begeistert von der Landschaft dort wird sicherlich der eine oder andere dort künftig mal ein paar Tage Urlaub verbringen.
Bericht: Frank Richartz
Fotos: eingesetzte Feuerwehrkräfte