Rück- und Ausblicke in der Dienst- und Jahreshauptversammlung
Auf der Dienstversammlung der Aktiven am 15. Januar und der Jahreshauptversammlung am 25. Januar 2019 ließ die Feuerwehr Rückersdorf das vergangene Jahr Revue passieren und blickte auf aktuelle Planungen und anstehende Herausforderungen.
Bilanz der Aktiven
Die Einsatzzahlen sind 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 15% auf 150 gesunken. Das lag an einem Rückgang der First Responder-Einsätze, bei denen Feuerwehrsanitäter das therapiefreie Intervall zwischen Auftreten eines Notfalls und dem Eintreffen des Rettungsdienstes überbrücken. Zu Bränden rückten die Einsatzkräfte genauso oft wie 2017 aus. Technische Hilfeleistungen waren 2018 häufiger als im Vorjahr notwendig. Da bei solchen Einsätzen regelmäßig eine große Anzahl von Feuerwehrfrauen und -männern über eine längere Zeit gebunden ist, haben die Einsatzstunden insgesamt im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Eine Entlastung – so Kommandant Heiko Kampf auf der Jahreshauptversammlung – liegt an dieser Stelle also nicht vor. Die einsatzbezogene Belastung sei jedoch für die Einsatzmannschaft zeitlich gut zu bewältigen.
Das Bild zeigt die Besatzung des Rüstwagen bei einem Einsatz im September 2018
Dabei hatten es die 42 Aktiven im Jahr 2018 mit einem breiten Spektrum an Einsatzlagen zu tun. Der stellvertretende Kommandant Dr. Michael Lauerer erinnerte auf der Dienstversammlung etwa an die Löschhilfe in der Nachbarstadt Röthenbach beim Brand eines landwirtschaftlichen Anwesens, an den Gefahrguteinsatz in einem Rückersdorfer Wohngebiet und zahlreiche Verkehrsunfälle, die sich insbesondere auf der Bundesstraße 14 – Innerorts wie Außerorts – ereigneten. Im Hinblick auf die Hilfsfrist, die Funktionsstärke und den Einsatzerfolg sei die Bilanz makellos. Das bedeutet aber nicht, dass die Einsatzkräfte 2018 jedem helfen konnten. Auch die schnellste Hilfe kommt manchmal zu spät. Das wird in der Einsatzstatistik nüchtern erfasst und gehört gleichzeitig zu den nicht einfachen Arbeitsbedingungen der Einsatzkräfte.
Das Bild zeigt die Dekontamination nach einem Einsatz im April 2018
Neben dem umfangreichen Übungsplan absolvierten einige Feuerwehrfrauen und -männer auf Dienstbezirks- und Landkreisebene Lehrgänge zum Maschinisten und Motorsägenführer, eine Stabsrahmenübung und eine Übung des Hilfeleistungskontingents sowie gemeinsame Ausbildungsveranstaltungen mit den Feuerwehren Lauf und Behringersdorf. Ein neuer Gruppenführer besuchte den entsprechenden Lehrgang auf der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg, eine Einsatzkraft die Modulare Truppausbildung und eine weitere Einsatzkraft wurde in einem Grundlehrgang Sanitätsdienst ausgebildet. Weitere Übungen wurden im Brandcontainer der Berufsfeuerwehr Nürnberg, auf einem eigenen Workshop zur Technischen Hilfeleistung und einem Workshop einer Fachfirma zur technischen Unfallrettung durchgeführt. Auch ein Fahrsicherheitstraining für Großfahrzeuge und Trainings der Gruppe Absturzsicherung waren Teil des Ausbildungsprogramms 2018.
Der Dank der Wehrführung auf der Dienstversammlung bezog sich auch auf die Tätigkeiten, die „nebenbei“ anfallen. Nur exemplarisch sei auf zahlreiche Dienste zur Instandhaltung und Prüfung von Ausrüstung, der Pflege der IT-Infrastruktur oder Jugendwartsitzungen verwiesen.
Ausblick der Aktiven
Nach Verzögerungen im Genehmigungsverfahren wird der An- und Umbau des Feuerwehrhauses Mitte Februar 2019 beginnen. Die baulichen Maßnahmen erfolgen bei voll laufendem „Betrieb“ – ohne dass die Feuerwehr ein Ausweichquartier bezieht. Welche logistischen Herausforderungen und Anforderungen an ein planvolles Vorgehen und gleichzeitig improvisatorisches Talent dies mit sich bringt, wird angesichts der Funktionen des Gebäudes deutlich: Hier sind die Einsatzfahrzeuge untergebracht, die Einsatzkräfte ziehen sich um, Schulungen und Übungen finden statt, Einsätze werden koordiniert, Ausrüstung gewartet und die Einsatzmannschaft hält sich dort auf, tauscht sich in einem Sozialraum aus. Mit einem entsprechend flexiblen Übungsplan, der Nutzung nahegelegener Stellplätze und der ständigen Bereitschaft auch für kurzfriste Absprachen mit der Gemeinde Rückersdorf als Bauherr und dem Architekturbüro ist die Feuerwehr Rückersdorf gut aufgestellt. Das Bauvorhaben wird die Wehr angesichts eines breiter werdenden Aufgabengebiets, der Entwicklung der Mannschaftsstärke, der Anforderungen an die Schwarz-Weiß-Trennung und der größer werdenden Normfahrzeuge strukturell fördern und ihre Funktion nachhaltig stärken.
Bei diesem „Großprojekt“, aber auch im laufenden Betrieb wird deutlich, wie wichtig eine funktionale Organisationsstruktur der Feuerwehr ist. 2019 ändert sich am Organigramm wenig. In den acht Sachgebieten – Führung, Jugend, Technik, Atemschutz, Absturzsicherung, First Responder, Öffentlichkeitsarbeit und Dienstsport – werden 2019 länger geplante Stellenwechsel und Verstärkungen formal wirksam. Kommandant Kampf verabschiedete Günter Holzammer auf der Jahreshauptversammlung aus dem Amt des Sachgebietsleisters First Responder. Holzammer war maßgeblich an der Gründung der Einheit beteiligt und leitete das entsprechende Sachgebiet von Februar 2012 bis März 2018. Zum Nachfolger wurde Helmut Kuffner ernannt. Holger Heßberger und Markus Bartsch wurden zu Stellvertretern des Gerätewarts bestellt.
Kommandant Kampf auf der Jahreshauptversammlung
Auch am bestehenden Fahrzeugkonzept wird festgehalten: Nach moderaten Instandsetzungsmaßnahmen sind die beiden ältesten LKW – der Rüstwagen RW 1 und das Tanklöschfahrzeug TLF 16/25 – voraussichtlich bis mindestens 2023 voll einsatzbereit. Das älteste Großfahrzeug wird dann mehr als 33 Jahre im Einsatz gewesen sein. Nach dem heutigen Stand der Fahrzeugtechnik und -normung können die beiden LKW ab 2023 durch ein Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug HLF 20 und ein kleineres Logistikfahrzeug ersetzt werden. Unter engmaschiger Beobachtung steht der Kommandowagen – ein 17 Jahre alter PKW.
Fahrzeuge der Feuerwehr Rückersdorf
Ein wichtiges Ziel für 2019 und darüber hinaus ist es, den Bereich Atemschutz nachhaltig zu stärken. Zwar ist die Feuerwehr Rückersdorf mit derzeit 23 aktiven Atemschutzgeräteträgern gut aufgestellt. Allerdings macht ein Blick auf deren Altersstruktur deutlich, dass die Ausbildung von Nachwuchskräften in der „Königsklasse des Feuerwehrdienstes“ – so beschrieb es Kommandant Kampf auf der Jahreshauptversammlung – gefördert werden muss.
Das Bild zeigt acht Atemschutzgeräteträger bei einer Übung im April 2018
Größte Jugendgruppe im Landkreis
Nicht nur weil die Jugendgruppe mit 24 Mitgliedern die größte des Landkreises Nürnberger Land ist, waren die Anwesenden auf der Jahreshauptversammlung beeindruckt von der Bilanz des Jugendwarts Christan Alt. Er, der stellvertretende Jugendwart Ferdinand Lindner und ein erweitertes Team Jugend sorgen für eine hohe Qualität und Vielfalt bei der Ausbildung sowie für einen ausgeprägten Teamgeist bei den jungen Anwärterinnen und Anwärtern. Das mag auch so gut gelingen, weil sich die Jugendgruppe nicht auf klassische Übungen beschränkt: Christbaumsammelaktion, gemeinsame Ausflüge und die Teilnahme an Wettbewerben – wie 2018 am Wettstreit des im Jahr 1900 in Paris gegründeten Comité Technique International de Prévention et d’Extinction du Feu (CTIF) – sind nur Beispiele dafür. Deshalb: Achtung! 2019 steht die Gründung einer neuen Jugendgruppe an.
Jugendwart Alt auf der Jahreshauptversammlung
Einige Mitglieder der aktuellen Jugendgruppe werden 2019 die Grundausbildung abschließen und können dann in den eingeschränkten Einsatzdienst übernommen werden.
Verein ist gut aufgestellt
Die Jahreshauptversammlung, zu der der Vorsitzende des Vereinsvorstands Frank Richartz auch den Ersten Bürgermeister der Gemeinde Rückersdorf Manfred Hofmann sowie zahlreiche Gemeinderätinnen und -räte begrüßen konnte, bot die Möglichkeit, über die Lage des 159 Mitglieder zählenden Feuerwehrvereins zu berichten. Richartz erinnerte an die zahlreichen Aktivitäten im Jahr 2018, die – dem Vereinszweck entsprechend – dem Gewinnen und Halten von Einsatzkräften dienten: Das Vereinsjahr begann mit einem Faschingsabend, der von den Vertrauensleuten organisiert wurde. Eine generationenübergreifende Winterwanderung führte 2018 nach Kleedorf. Zur Jahresmitte fand das traditionelle Grillfest auf der Terrasse des Gerätehauses statt. Es gab den Aktiven und Passiven die Möglichkeit, zusammen mit Ihren Familien, in gelöster Atmosphäre gesellig zu sein. Beim Backofenfest halfen die aktive Mannschaft mit Partnerinnen und Partnern, die Jugendgruppe und weitere helfende Hände zusammen. Trotz Wetterkapriolen war das Fest, das in Rückersdorf für Alt und Jung ein integraler Bestandteil des Veranstaltungsjahres ist, ein Erfolg. Ein Herbstausflug führte nach Bayreuth – in das neu restaurierte Opernhaus und den Untergrund der Stadt, die Katakomben. Den Jahresabschluss beging der Feuerwehrverein am 8. Dezember mit über 90 Teilnehmern. Diese waren auch für Rainer Krug und Erich Lindner gekommen: Die Veranstaltung diente als würdiger Rahmen für eine staatliche Ehrung der beiden Feuerwehrurgesteine. Landrat Armin Kroder und Kreisbrandinspektor Fritz Holfelder nahmen die Ehrung vor.
Vereinsvorsitzender Richartz auf der Jahreshauptversammlung
Auch Sport wurde 2018 großgeschrieben. An dieser Stelle ergänzen sich Dienstsport der Aktiven und darüber hinausgehende Unternehmungen. Richartz berichtete vom Fitnesstraining mit 20 Teilnehmern und Drill-Sergeant, Fußball und anderen Ballsportarten im Winterhalbjahr in der Halle und dem Joggen und Fahrradfahren im Sommerhalbjahr sowie von der erneuten Teilnahme am Landkreislauf mit zwei Mannschaften und an weiteren Laufwettbewerben in der Region. Ein Highlight für zehn Mountainbiker war die dreitägige Tour auf Trails im Bayerischen Wald – begleitet von einem Guide. Eine zweite Gruppe auf Tourenrädern trat 2018 zum Alpencross an. Alle haben das Ziel, den Gardasee, wohlbehalten erreicht. Auch das Deutsche Feuerwehr Fitnessabzeichen wurde 2018 wieder abgenommen. Einen besonderen Dank richtete Richartz vor diesem Hintergrund an Herbert Grießmeier, der sich als Leiter des Sachgebiets Dienstsport und darüber hinaus um die Fitness der Feuerwehr verdient macht.
Das Bild zeigt die Mountainbikegruppe im Sommer 2018
Der Vereinsvorsitzende schloss seinen Bericht mit einem knappen Ausblick auf die vielfältigen für das Jahr 2019 geplanten Aktivitäten und einem Dank an alle Unterstützer.
Kassier Christian Ludwig berichtete in gewohnter Präzision über die Finanzen des Vereins. Beide Revisoren bescheinigten ihm eine einwandfreie Kassenführung und baten um Entlastung durch die Stimmberechtigten. Diese folgten der Empfehlung einstimmig.
Gedenken und Ehrungen
Die Jahreshauptversammlung bot auch einen adäquaten Rahmen für die Ehrung verdienter Förderer des Vereins – Herrn Eckhard Loos, Herrn Walter Leonhardt und Herrn Robert Borisch für je 40 Jahre und Herrn Gerhard Aures für 50 Jahre Mitgliedschaft. Verstorben waren 2018 das Ehrenmitglied Fritz Schmidt und die fördernden Mitglieder Ludwig Engelbrecht und Michael Lichtscheidel. Ihrer gedachten die Anwesenden schweigend.
Fazit
Die Feuerwehr Rückersdorf zieht für 2018 eine durchweg positive Bilanz. Mit dem Um- und Ausbau des Feuerwehrhauses ab Februar 2019 wird die Struktur der Wehr nachhaltig gestärkt. Auf die mit den Baumaßnahmen verbundenen Herausforderungen für den operativen Betrieb sind die Aktiven gut vorbereitet. Die Einsatzbereitschaft wird stets gewährleistet sein. Durch die Gründung einer neuen Jugendgruppe soll an die Erfolge der „Personalgewinnung“ aus den letzten Jahren angeknüpft werden. Quereinsteiger und Nachwuchskräfte müssen – auch mit Hilfe des Vereins – für den Feuerwehrdienst begeistert und in die Einsatzmannschaft integriert werden. Dann steht weitern positiven Jahresbilanzen nichts im Wege.
Fotos: Feuerwehr
Bericht: Dr. Michael Lauerer